Automatenwerke Zürich
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Die meisten Phonographen lassen sich exakt einem Hersteller und einer Serie zuordnen. Trotzdem versteckt sich für den heutigen Besitzer wohl hinter jedem Gerät eine Geschichte mit vielen Fragezeichen.

Über den vorliegenden Phonographen gibt es aber kaum Erkenntnisse, kein Zweiter ist in dieser Form bekannt. Viele, selten angewendete Teile wie z.B. der Holz-Zylinder und der aufrecht stehende Fliehkraftregler lassen sogar auf einen Prototypen schliessen.

Einen Hinweis auf die Herkunft könnten die Papierstücke liefern, welche um den Holz-Zylinder gewickelt wurden. Es sind Briefpapier und Teile eines Kataloges der Automaten-Werke Zürich. Die Vermutung liegt deshalb nah, dass dieser Phonograph ein Gerät aus dem legendären Zürcher-Werk ist, Briefpapier der damals unbedeutenden Automaten-Werke Zürich war ausserhalb der Werkstatt wohl kaum verfügbar. Vielleicht handelt es sich sogar um ein Gerät, welches im Atelier verwendet wurde um die aufgenommenen Phonographenwalzen zu testen. Vielleicht wurde der Holz-Zylinder dabei absichtlich etwas zu klein hergestellt, damit man mit ein paar Papierumwicklungen mehr oder weniger auch Walzen abspielen konnte, die vom Durchmesser nicht ganz in der Norm waren.

Die Schweizer Phonoscope und Automatenwerke Zürich wurden 1899 gegründet. Im Programm waren Fabrikation und Vertrieb von Phonographen, Walzen und Kinematographen. An der Othmarstasse 16 im Zürcher Seefeldquartier wurde eine Automatenhalle eröffnet. Man verkaufte drei Phonographen unter der Bezeichnung: "Darling", "Theatrophon" und "Helvetia", die im Schweizerischen Handelsregister des Jahres 1899 eingetragen wurden. Es waren Konstruktionen der Gebrüder Volkmar und Walter Brückner, den Inhabern der Automatenwerke. Sie liessen ihre Gerät patentieren und übertrugen die Fabrikation um 1900 der Firma Paillard in Ste. Croix.

In der Zürcher Automatenhalle konnte sich jedermann auf einer Phonographenwalze aufnehmen lassen. Ab 1902 wurden unter dem Label "Schweizer Phonoscope & Automatenwerke" der Verkauf von bespielten "Original Schweizer-Jodler-Walzen" mit der Bemerkung: "Aufgenommen von den berühmtesten schweizerischen Jodlern" propagiert. Um das Jahr 1900 entstand daraus am untern Mühlesteg in Zürich das Panoptikum mit einem Wachsfigurenkabinett und einer Kinematographen-Halle mit phonographischen Vorführungen. Der grösste Reiz bestand aber darin, dass allabendlich 27 wilde Weiber halbnackt zu exotischen Tänzen auftraten, was dem Panoptikum in der Zwingli-Stadt Zürich nicht nur Freunde bescherte.

Der vorliegende Phonograph dürfte also aus diesem Umfeld stammen. Als Besonderheit hat er einen aufrecht stehenden Fliehkraftregler, was in dieser Form bis jetzt nur bei zwei Geräten bekannt ist: Der "Class M" von Edison und das Modell "Omega" von Girard et cie. Auch eine Walze aus Holz, deren Durchmesser zudem noch ein paar Millimeter zu klein ist um genormte Walzen abzuspielen, findet man sonst kaum. Schliesslich hat das Holzgehäuse in der Mitte einen zusätzlichen Fuss, was charakteristisch für das Modell "Theatrophon" der Gebrüder Brückner ist.

 

 

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